Dienstag, 27. März 2012

Review: Die Tribute von Panem (Film)






Bevor ich mit meiner Kritik über den Film beginne, muss ich erst einmal ein ernstes Wort an gewisse Übersetzer loswerden. "The Hunger Games" ... "Die Hungerspiele" ... genau so stehts auch in den Büchern, die dem Film als Vorlage dienten ... was zur Hölle soll der deutsche Titel mit "Tödliche Spiele"????? Muss man denn alles so dramatisieren? Was ist an "Hungerspielen" so schlecht?

Ok, genug Frust abgebaut. Jetzt zum Film selbst, der zum Glück um einiges besser war als der deutsche Titel.
Die Geschichte spielt in einer Welt, die unserer sehr ähnlich ist. Es gibt zwei Bevölkerungsschichten: die Reichen und Wohlhabenden ... und die armen Arbeiter. Letztere sind auf 12 Distrikte verteilt. Einmal jährlich werden aus jedem Distrikt ein junges Mädchen und ein junger Junge ausgewählt, um bei den sogenannten Hungerspielen teilzunehmen. Diese werden von den Reichen des Landes veranstaltet, live im Fernsehen und auf großleinwänden übertragen und haben für sie lediglich den Zweck, die Menge zu unterhalten. Das wichtigste sind die Einschaltquoten. Für die insgesamt 24 Kinder, die an den Hungerspielen teilnehmen, sieht das ganze jedoch nicht mehr so toll aus. Denn ihre Aufgabe ist es, ihre 23 Kontrahenten zu töten und als einziges überlebendes Kind die Hungerspiele zu gewinnen.

Was mich zuerst ein bisschen erstaunt hat war die FSK12 Freigabe. ich kenne die Bücher und weiß auch, wie brutal es in ihnen zu Sache geht. Von daher hätte ich mindestens mit einer FSK16 Freigabe gerechnet ... wenn nicht sogar noch höher. Schließlich bieten die Bücher Stoff für besten Splatter.
Im Film jedoch sieht man kein Blut spritzen, keine Kinder, die sich gegenseitig mit einem Schwert köpfen oder dergleichen. Zwar passiert dies genau wie in den Büchern auch. Doch im Film wird das ganze eher subtill, mit Hilfe von Handkameras, unscharfen und verwackelten Bildern dargestellt, sodass genau wie beim Lesen des Buches eher die eigene Phantasie dafür verantwortlich ist, was man sieht. Von daher ein Lob an den Regisseur, der es geschafft hat, heikle Abschlachtszenen und brutale Blutbäder jugendtauglich auf die Leinwand zu bringen.
Nichts desto trotz bleibt die Grundstory erhalten: Kinder in ein Waldgebiet einsperren, ihnen Waffen geben und sie anzustacheln, sich gegenseitig zu töten. Auch wenn der Film optisch die Vorraussetzungen für FSK12 erfüllt, so bezweifle ich, dass 12-/13-jährige mit dieser Story klarkommen. Allein schon die grandiose Mimik der jugendlichen Schauspieler (die hier von mir ein gaaaaanz großes Lob verdient haben), lässt ein beklemmendes Gefühl im Magen entstehen. Wenn die beiden Hauptdarsteller beim Startschuss der Spiele in Großaufnahme gezeigt werden und man in ihren Gesichtern die Angst vor dem Tod sehen kann ... RESPEKT!
Und auch das beklemmende Gefühl der ständigen Gefahr im Nacken, was ich während des Lesens hatte, stellte sich auch im Film wieder ein.

"Die Tribute von Panem" ist ein wirklich toller Film. Eine der wenigen Buchverfilmungen, die mich auf anhieb überzeugt haben ... vielleicht auch das dem Grund, dass man viel näher an der Buchvorlage geblieben es, als es z.B. je bei einem Harry Potter der Fall war.
Der Film ist trotz seiner Länge von 2 1/2 Stunden (für mich natürlich wie immer viel zu kurz :D ) nie langweilig. Gerade durch die ständige Angst, dass eineer der favorisierten Teilnehmer jeden Moment getötet werden kann, sietzt man die vollen 2 1/2 Stunden sozusagen auf glühenden Kohlen.

Drei kleine Mankos möcht ich jedoch noch anmerken.
1: Die schon angesprochene Hand-Wackel-Kamera während der tödlichen Szenen. Dies ist zwar eine optimale Lösung, einen Teil der Brutalität aus dem Film zu nehmen und ihn damit auch jüngeren Zuschauern zugänglich zu machen; dennoch wäre mir ein FSK16-Splatter in dem Falle lieber gewesen, vor allem weil diese Hungerspiele jede Menge Potenzial in dieser Richtung hätten.
2: Im Buch hat jeder der 24 Teilnhemer an den Spielen einen Namen, eine Geschichte, einen Hintergrund. Man kann sich mit jedem Teilnehmer identifizieren, bangt um jeden und trauert um jeden, wenn er stirbt. Im Film sind etwa 18 Teilnehmer namenslose Statisten, die einfach so nebenbei mal sterben. Lediglich die 5-6 Hauptdarsteller werden näher beleuchtet, sodass man mit ihnen mitfiebern kann.
3: Das Ende! Es kommt viel zu spät. Für eine Erklärung muss ich kurz etwas über die Story gegen Ende des Films verraten. Wer also nicht gespoilert werden will, liest bitte im nächsten Absatz weiter. 

 SPOILER BEGINN

Die beiden Kandidaten aus Distrikt 12 verlieben sich während der Hungerspiele ineinander und schließen sich zusammen, um die restlichen 22 Teilnhemer zu töten. Da das Liebespaar unter den Zuschauern der Spiele positiv ankommt und die Einschaltquoten in die Höhre treibt (worauf es den Veranstaltern ja auch ankommt), werden kurzerhand die Regeln geändert. Und zwar in der Hinsicht, dass es ab jetzt zwei Gewinner geben darf. Soweit schön und gut. Als besagtes Liebespaar jedoch alle Teilnehmer getötet hat und somit beide als Gewinner dastehen, wird die Regeländerung wieder rückgängig gemacht. Sofort ist klar, dass einer der beiden den jeweils anderen töten muss. Das wäre das perfekte Ende für den Film gewesen, ein hübsches "Fortsetzung folgt", um die Zuschauer heiß auf den zweiten Teil zu machen, der in den nächsten 1-2 Jahren in den Kinos starten wird. Leider geht der Film aber noch etwa 10 Minuten länger, sodass sich beide Teilnehmer aus der Affäre ziehen können, damit beide überleben. Der Film hat also ein Happy End und eine in sich abgeschlossene Story, was für mich bei einer Trilogie ein absolutes No-Go ist!

SOILER ENDE

"Die Tribute von Panem" kann ich eigentlich jedem, der Phantasie mag und nichts gegen eine emotional eher fragwürdige Handlung hat empfehlen. Es ist eine der besten Buchverfilmungen, die ich kenne. Lediglich die Altersfreigabe ab 12 Jahren würde ich eher mit einem kritischen Auge betrachten.
Ansonsten bleibt nur noch eines zu sagen: "Willkommen zu den 74. Hungerspielen ... und möge das Glück stets mit dir sein!"



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