Freitag, 5. Oktober 2012

Review: Abraham Lincoln - Vampirjäger (Film)


In Filmkreisen nennt man diese Art von Film "Biopic" ... man nehme eine reale Persönlichkeit, möglichst berühmt, und schmücke ihre Biografie mit allerelei Fantasy-Elementen.
In diesem Fall hat das, zumindest was die Story betrifft, wunderbar funktioniert.

Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten, trat vor und während siner Amtszeit für die Rechte der Sklaven/Schwarzen in Amerika ein und löste den amerikanischen Bürgerkrieg aus, durch den die Sklaverei ein Ende fand. Soviel zur wahren Geschichte.
Im Film hatte sieht das dann so aus: Die Südstaaten werden von Vampiren regiert, die in der Versklavung der Schwarzen einen Sinn sehen, nämlich die Stillung ihres Blutdurstes. Durch einen Pakt bleiben die Staaten im Norden verschont ... zumindest so lange, bis die Mutter des etwa 10-jährigen Abraham von einem vampir getötet wird.
Im Alter von Anfang 20 sinnt dieser dann auf Rache, trifft auf einen Vampirjäger, der zu seinem Mentor wird, lässt sich ausbilden, geht selbst auf Vampirjagd, und beginnt sich politisch gegen die Sklaverei zu engagieren, als ihm klar wird, dass man nur so die Vampire ein für alleman vernichten kann. Und eben dies führt dann zur berühmten Schlacht von Gettysburg ... nur das im Film eben nicht Nord- gegen Südstaaten kämpfen, sondern Lincolns Armee gegen Tausende von Vampiren.

Soweit zur Story, die ich eigentlich ganz interessant finde. Ich mag es, wenn reale Ereignisse, vor allem solche Berühmten wie die Schlacht von Gettysburg (die im Film übrigens sehr beeindruckend umgesetzt wurde), in eine Story mit eingebaut werden. Der letzte Film, der sowas tat, war "X-Men - Erste Entscheidung", der die "wahren" Hintergründe der Cuba-Krise zeigte. *g*
Dennoch hat "Abraham Lincoln - Vampirjäger" einige Macken ... ZU VIELE Macken ...
Da wäre zum ersten Abraham Lincoln selbst, bzw. der darstellende Schauspieler Benjamin Walker. Bisher nur in irgendwelchen Bühnenauftritten und als im Hintergrund agierender Nebendarsteller, hat er nun gleich die Rolle eines der berühmtesten Amerikanern bekommen. Sein unsicheres Schauspiel und seine leicht kindisch-flapsige Art mag zwar noch zum jungen Abraham Anfang 20 passen, stößt aber beim knapp 50 jährigen Präsident Lincoln definitiv an seine Grenzen.

Auch die Special Effekts sehen zwar toll aus, vor allem ist viel in einem historischen Sepia-Ton gehalten ... aber wenn man bedenkt, dass der Film um das Jahr 1850 herum spielt, wirkt ein Lincoln, der über eine brennende Eisenbahnbrücke springt und im Matrix-Stil über Holzbalken balanciert; sowie ein Lincoln, der in in modernstem Martial Arts kämpft, doch sehr Fehl am Platz.
Auch dass ein mittlerweile 51 jähriger Abraham Lincoln nach 20 jahren Pause der Vampirjagd einfach so mir nichts dir nichts wieder auf Jagd gehen kann, und dabei die unglaublichsten Sprünge und Stunts beherrscht, wirkt sehr surreal. 51 Jahre war zur Zeit von Lincoln schon ein leicht gebrechliches Alter.
Und vor allem das Finale des Films (die brennende Holzbrücke) ist dermaßen "over the top", dass dagegen sogar ein Abraham Lincoln als Vampirjäger realistisch erscheint. Mir ist klar, dass im Genre des Fantasy nicht alles real ist ... aber um glaubhaft zu sein, muss auch eine Fantasie-Welt gewissen Regeln folgen. Jegliche Logik auszuhebeln geht mal gar nicht.

Zudem trüben einige Filmfehler und vor allem Logikfehler den Spaß ziemlich.
So kann Abraham Vampire aufspüren, um sie zu töten, aber er erkennt monatelang nicht, dass sein eigener Mentor ein Vampir ist.
Und obwohl er unzählige Vampire mit seiner eigens dafür geschmiedeten Silberaxt (Vampire vertragen kein Silber) getötet hat, braucht er über 20 Jahre, um während der Bürgerkriegs auf die Idee zu kommen, die Waffen seiner Armee ebenfalsl aus Silber schmieden zu lassen, um gegen die Vampirarmee zu bestehen.

Wirklich schade um die eigentlich brilliante Idee des Films, denn die ist gut. Aber ich glaube, ein bisschen mehr Bodenständigkeit, etwas mehr politische Dramaturgie, und dafür weniger Action und Matrix-Einlagen hätten dem Film deutlich besser getan.